Liebe Ritualfreunde,
Wir stehen kurz vor dem Anfang des Monates Mai und der Mutter- und Vatertag naht. Doch viele von euch fragen sich vielleicht, wie sie diesen Tag bloß nur hinter sich bringen können.
Für viele von euch ist die Beziehung zu ihren eigenen Eltern vielleicht getrübt von Enttäuschungen, Verstrickungen, hohen Erwartungen, unklaren Rollen und großer Belastung. Da fällt es manchmal schwer, beim Anruf zum Mutter- oder Vatertag bzw. beim gemeinsamen Treffen authentisch zu bleiben.
Kennst du das? Hier haben wir ein psychologisches Ritual für dich vorbereitet, das dir helfen kann, um die Beziehung zu deinen Eltern zu klären. Es geht in diesem Ritual darum, bestimmte Erwartungen loszulassen, die immer wieder zu Enttäuschungen geführt haben. Und darum, endlich die Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen, und dich bewusst aus der Verstrickung mit deinen Eltern zu befreien.
Natürlich empfehlen wir zusätzlich, eine Psychotherapie aufzusuchen, sollte die Beziehung zu deinen Eltern dich auch nach dem Ritual noch belasten. Insbesondere, wenn du bereits in Therapie bist, kann dieses Ritual aber auch ein hilfreicher Bestandteil deines Therapieprozesses sein, um Verstrickungen aufzulösen. Besprich die Idee also gerne mit deinem Therapeuten/ deiner Therapeutin.
3- tägiges Ritual : Frieden mit den eigenen Eltern schließen

- Tag: 1. Elternteil
- Vorbereitung:
Plane für jeden Ritualtag ca 1h ein. Besorge zuvor : ⟾ 1 schönes Notizbuch, 1 Stift, 3 Kerzen, 2 Fäden Wolle ( ca 50 cm lang) , Räucherwerk (z.B. Palo Santo), ein Foto von jedem Elternteil , ein Foto von dir als Kind, sowie ein Feuerzeug.
Finde einen ruhigen Ort, an dem du ungestört sein kannst. Dies sollte ein besonderer Platz bei dir zuhause sein, der dir absolute Privatsphäre gewährt. ⟾ Stelle hier die 3 Kerzen im Dreieck zueinander auf uns setze dich vor eine der Kerzen. Verbinde diese Kerze vor dir jeweils mit der Kerze rechts und links von ihr durch die Wollfäden. Die Kerze vor dir symbolisiert dich. Lege neben sie dein Kinderfoto. Die anderen 2 Kerzen symbolisieren jeweils ein Elternteil. Es kann auch ein Pflegeelternteil, ein Onkel oder eine Tante sein, je nachdem, wen du als deine Eltern betrachtest. Wenn du nur ein Elternteil hast, benötigst du auch nur eine Kerze und einen Wollfaden. ⟾ Wähle nun aus, welche Kerze du welchem Elternteil zuordnest und lege daneben das Foto des jeweiligen Elternteiles. Der Raum ist nun vorbereitet.
2. Einstimmung
Räucher ein wenig mit Palo Santo und nimm dir 5 Minuten Zeit, um zu dir zu kommen. Du kannst zum Beispiel die Bauchatmung praktizieren, eine Sonnengruß- Yogafolge machen oder ein Lied singen.
Spüre nach, wie du dein Ritual initiieren möchtest. Wichtig ist, dass du erst einmal zur Ruhe kommst und in deinen Körper findest.
3. Reflexion:
Dann schaue dir die Verbindung zwischen deiner Kerze und der jeweiligen „Elternkerze“ an.⟾ Wähle intuitiv das Elternteil, mit dem du beginnen möchtest und denke darüber nach, was dich an eurer Bindung häufig belastet. Schreibe demjenigen Elternteil einen Brief mit folgenden Fragen: Was belastet mich so an unserer Bindung? Welche meiner Erwartungen wurden von dir immer wieder enttäuscht? Wenn du Wut oder Trauer empfindest, drücke sie in deinem Brief aus. Kleiner Hinweis: Du wirst diesen Brief nicht abschicken, sondern in das Ritual mit einbauen.

⟾ Zuletzt stelle in deinem Brief die Frage: Warum war es so schwer für dich ( das Elternteil), diese Erwartungen zu erfüllen?
Versuche bei der letzten Frage, auch die Perspektive deines Elternteiles einzunehmen: Welche Fähigkeiten konnte er/ sie in seiner/ ihrer Biographie nicht entwickeln, und warum? ⟾ Häufig ziehen sich Familiendynamiken durch mehrere Generationen und werden unbewusst an die eigenen Kinder weitergegeben. So ist es gut möglich, dass deine Eltern ebenfalls eine schwierige Kindheit hatten und/ oder schlecht von deinen Großeltern behandelt wurden. Wenn du also Hinweise darauf findest, schreibe auch mit sie auf.
4. Abschlussspaziergang:
Wenn du mit dem Brief an dein erstes Elternteil fertig bist, mache einen kleinen Abschlussspaziergang in der Stille und versuche, mit jedem Schritt den du gehst die Belastungen hinter dir zu lassen. ⟾ Du kannst dich auch schütteln, um symbolisch die Dinge abzuschütteln, die dich beim Schreiben belastet haben.

5. Übernahme der Verantwortung:
Wenn du fertig bist, setze dich noch einmal an deinen Ritualplatz und spüre, wie du dich nun fühlst. Spürst du noch Wut oder Enttäuschung? Oder ist es dir vielleicht möglich, schon etwas milder auf dieses Elternteil zu schauen?
Wenn wir erkennen, dass unsere eigenen Eltern eigentlich selbst als Kinder Opfer ihrer Eltern waren -und heute noch immer in diesem Zustand gefangen sind- ist manchmal ein milderer Blick möglich.
Doch kann es sein, dass auch du manchmal noch in einem kindlichen Zustand gefangen bist, und dich vom Leid aus deiner Kindheit nicht lösen kannst? Das ist mehr als verständlich.⟾ Doch es ist auch Zeit, erwachsen zu werden, um nicht das Trauma der vorhergegangenen Generationen an deine eigenen Kinder weiterzugeben. Das bedeutet auch, dass du fortan deinen Lebensweg und dein Wohlbefinden nichtmehr von deinen Eltern abhängig machen solltest. In wievielen Momenten hast du dem betreffenden Elternteil die Schuld an deinem Unglück gegeben? Doch nun bist du erwachsen. Wie kannst du also gut für dich sorgen? ⟾Überlege eine Weile und schreibe dann auf einem seperaten Zettel auf, wie du ab jetzt die Verantwortung für dein Leben übernehmen möchtest.
Zum Beispiel: „Ich entscheide mich dafür, für meine emotionale Gesundheit zu sorgen, indem ich auflege, wenn mein Vater mich das nächste Mal am Telefon respektlos behandelt.“ Oder: „Ich entscheide mich dafür, dass die Wahrheit meiner Mutter nicht meine Wahrheit ist. Ich habe meine eigenen Blick auf die Dinge und ein Recht dazu.“ ⟾Lege diesen Zettel und den Brief neben den Wollfaden, der dich mit dem betreffenden Elternteil verbindet.
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- Tag: 2. Elternteil
Wiederhole die Übung an Tag 2 mit dem anderen Elternteil.
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3. Tag : Rituelles Loslassen und Neubeginn

- Vorbereitung :
Beginne das Ritual mit einigen tiefen, entspannenden Atemzügen, um dich zu zentrieren und auf den Moment einzustellen. Zünde die Kerzen an, um den Beginn des Rituals zu markieren.
2. Aussprechen der Belastungen:
Für den ersten Elternteil: Stehe vor den Kerzen, die diesen Elternteil und dich repräsentieren. ⟾Erinnere dich an die wichtigsten Dinge, die dich in der Beziehung zu diesem Elternteil belasten, und sprich diese aus. Zum Beispiel: „Mutter/Vater, die Art, wie du … gehandelt hast, hat mich verletzt und mir das Gefühl gegeben, …“ ⟾Abschließend sage:
„Doch ich verzeihe dir, denn ich weiß, dass du es selbst nicht besser gelernt hast. Ich gebe hiermit die Last zurück an ihren Ursprung in der Generationenfolge.“
3. Verantwortungsübernahme und symbolisches Verbrennen :
⟾ Lese nun das Zettelchen vor, auf dem steht, wie du ab nun die Verantwortung für dein eigenes Wohlbefinden übernehmen wirst. Nimm dabei den Wollfaden, der zwischen den beiden Kerzen gespannt ist, und halte ihn über das feuerfeste Gefäß. ⟾ Entzünde den Faden mit dem Feuerzeug, und lasse ihn in das Gefäß fallen. Beobachte, wie der Faden verbrennt. Stelle dir vor, wie mit ihm auch die alten Belastungen und Erwartungen verbrennen und du diese nun abgeben kannst. Wiederhole die Schritte 2 und 3 für den anderen Elternteil mit den entsprechenden Kerzen.
4. Abschluss:
Nimm dir einen Moment Zeit, um über die Bedeutung des soeben Vollzogenen nachzudenken. ⟾ Spüre nach, ob sich deine innere Haltung verändert hat. Blase dann die Kerzen aus und schließe das Ritual.
- Nachbereitung:
Versuche , beim nächsten Aufeinandertreffen mit deinen Eltern bewusst auch darauf zu achten, was du an Ihnen schätzt und wie sie dich unterstützen. ⟾Achte außerdem darauf, wann sie in ihren ihren kindlichen Zuständen gefangen sind und erinnere dich daran, wie du Ihnen diese Verhaltensweisen in dem Ritual verzeihen konntest.